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Manfred Stocker, wurde am 25. September 1946 in Wien geboren.
Schon in seiner Jugend erweckten Flugzeuge in ihm großes Interesse. Damals noch mit Faltbögen aus Papier, erlernte er das handwerkliche Geschick und die verschiedenen Flugzeugmuster kennen. So entstand seine große Liebe und Begeisterung zu Modellflugzeugen und vor allem zu naturgetreuen Flugmodellen.
Für Manfred war Modellfliegen nicht einfach ein Hobby, er zelebrierte es. Er nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben sowie vielen Schauflugveranstaltungen, weit über unsere Landesgrenzen hinaus, teil. Egal, um welchen Modellflugplatz es sich handelte, Manfred war überall ein gern gesehener Gast. Er lehrte auch vielen Begeisterten das Modellfliegen und griff gerne Piloten beim Einstellen und Einfliegen von neuen Modellen unter die Arme.
Seine Liebe zum Modellflug teilte Manfred über viele Jahre auch mit seiner Internetseite „Manfreds Modellflugfreakshow“. Hier konnte man neben vielen guten Ratschlägen und Tipps auch die kleinen Stories von seinen Erlebnissen nachlesen. Hier erfuhr man auch einiges über seine zweite Liebe, „sein Wien“ und das Talent zum Dichten.
Diese Internetseite war sogar eine der Top-Adressen, wenn es um Modellflug ging. Ja nicht nur national, sogar internationale Anfragen zum Thema Modellflug, aber auch Glückwünsche zu seiner gelungenen Seite bekam Manfred als Feedback.
2003 wurde bei Manfred Leukämie diagnostiziert, nach 8 langen Monaten Spitalsaufenthalt und mehrerer Chemotherapien konnte der diesen harten Kampf gewinnen.
Darauf entschloss er sich ein kleines Häuschen am Land zu kaufen und so verschlug es Manfred nach Gföhl ins Waldviertel. Der erste Weg nach dem Einzug war, wie sollte es anders sein, zum nächstgelegenen Modellflugplatz. Dort lernten wir uns kennen. Aus dieser zufälligen Bekanntschaft entstand eine langjährige, sehr enge Freundschaft.
2006 wurde vom österreichischen Aero Club ein neuer Bundesfachreferent für die Klassen F4C und RC-Semi Scale gesucht. Manfred, bekannt als aktiver, stets fairer und hilfsbereiter Wettbewerbspilot und Punkterichter nahm dieses Amt mit Freude an.
Mit viel Herzblut, Engagement, Liebe und Geduld bekleidete er dieses Amt. Er war stehts bestrebt, diesen Klassen trotz subjektiver Bewertung Objektivität zu geben und sie anderen Piloten schmackhaft zu machen. So wurden die Bewerbe zu einem freundschaftlichen Kräftemessen unter Freunden. Gegenseitige Unterstützung und Erfahrungsaustausch unter den Piloten standen auf der Tagesordnung.
Manfred war immer sehr bescheiden und lebte trotzdem intensiv, konnte auch die kleinen, unscheinbaren Dinge sehen und genießen. Ein kleiner Bach neben der Unterkunft eines Modellflugplatzes irgendwo in Österreich war für ihn nicht nur ein Bach, Manfred nutzte ihn zum Kneippen.
Wenn jemand auf unserem Modellflugplatz oder beim Bau eines Flugmodells ein Problem hatte, ist Manfred stets mit Rat und Tat zu Seite gestanden. Egal ob es sich um das Einstellen eines Motors, das Programmieren der Fernsteuerung, eine Lösung beim Bau eines Fliegers oder um technische Fragen handelte, Manfred wusste auf alles eine Antwort. Er stand mit Rat und Tat zur Seite. Aber nicht nur am Boden, auch in der Luft erkannte er jeden Flugfehler, der sofort von ihm kommentiert wurde und seine Antwort, wenn es mal wieder zu windig war, um zu fliegen, „wos für a Wind!“ wird ewig in unserer Erinnerung bleiben.
Weiters ist mir die Beziehung zu seiner Katze aufgefallen, die nach dem Tod seiner geliebten Frau Ulli total in seinen Lebensmittelpunkt rückte. Seine Aktivitäten stimmte er völlig nach seinem tierischen Mitbewohner ab und verzichtete oft auf interessante, aber mehrtägige Veranstaltungen. Mir fällt dazu ein Spruch von meiner Frau ein: "Den Charakter eines Menschen erkennt man daran, wie er mit Tieren umgeht".
Diesen Sommer kam überraschend die schlimme Diagnose: die Leukämie hatte Manfred wieder eingeholt. Durch die enge Freundschaft zu ihm war es für mich und meine Frau selbstverständlich, Manfred auf diesem schweren Weg zu unterstützen und zu begleiten. Die Krankheit hatte ihn bereits so geschwächt, dass er diesen unfairen Kampf kein zweites Mal gewinnen konnte.
Wir verlieren mit Manfred eine beeindruckende Persönlichkeit. Menschen, die mit ihm zusammenarbeiten durften, verlieren einen freundschaftlich verbundenen Mitstreiter. Ich und viele Modellflieger verlieren einen Freund, einen sehr guten Freund.
Seinen Rat, seine Lebenserfahrung und seine Empathie werden wir schmerzlich vermissen. Wir danken für die Zeit, die wir mit ihm verbringen durften und werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.
Manfred, du warst nicht nur ein großartiger Flieger, sondern ein großartiger Mensch, ein echter Freund!

Nachruf von
Bfr_F4 Wolfgang Pretz